Der Name Volkswagen steht für eine lange Tradition im Automobilbau. Autonostalgiker und Hobbyschrauber begeistern sich natürlich vor allem für die Modelle aus „der guten alten Zeit“, an denen sich noch prima selbst Hand anlegen lässt.

 

Volkswagen VW Vienna Autoshow 2014


Bei aktuelleren Modellen sieht das anders aus. Vieles ist hier nicht mehr bloße Mechanik. Elektronik und Software sind im Autobau zentrale Komponenten geworden. In Zukunft soll alles noch smarter, digitaler und – dank E-Mobilität – nachhaltiger werden.
All das erfordert vom Automobilbau andere Herangehens- und Arbeitsweisen. Denn Software und neue Konzepte lassen sich anders als mechanische Bauteile nicht nach Vorgabe am Fließband produzieren. Und so setzt man mittlerweile auch bei Volkswagen auf das Schlagwort „agile“, um den Herausforderungen der Zukunft besser begegnen zu können.

Agile – Was bedeutet das eigentlich?
Beim deutschen Wort „agil“ denken Autonarren vermutlich zuerst an eine Beschreibung für schnittiges und wendiges Fahrverhalten. Gern wird etwa beim VW Beetle von seinem agilen Fahrverhalten geschwärmt.
Wenn in der Arbeits- und Unternehmenswelt von „agile“ die Rede ist, bezieht sich das zwar auf etwas anderes, doch auch hier geht es letztlich darum, schnittig und wendig zu agieren. Steife Managementstrukturen und strikt vorgegebene Abläufe, wie sie einst in Großunternehmen üblich waren, gelten heute vielfach als überholt. Stattdessen sind Dynamik, schnelle Anpassungsfähigkeit und Kreativität gefragt.
Genau hier setzt auch der Begriff „agile“ an. Geprägt wurde er in dieser Form in der Softwareentwicklung, wo sich klassische Arbeitsstrukturen bereits früh als unpraktikabel erwiesen. Das dort entstandene agile Arbeiten entwickelte sich branchenübergreifend weiter.
In der Unternehmenswelt steht der Begriff „agile” heute für eine Arbeitsweise, die nicht durch hierarchische Strukturen dominiert wird, sondern die durch eigenverantwortliches Arbeiten und rollenbasierte Teamarbeit geprägt ist. Dazu stehen Unternehmen mittlerweile verschiedene baukastenartige Methoden und Praktiken zur Verfügung.

Ein Autobauer wird zum agilen Tech-Konzern
Um am Markt zu bestehen, müssen Unternehmen wandlungsfähig sein. Heute gilt das mehr denn je, auch für ein Traditionsunternehmen wie Volkswagen. Das ist längst nicht mehr nur ein Autobauer, sondern ein komplexer Tech-Konzern.
Bereits vor einigen Jahren hat man in der Führungsetage erkannt, dass das auch neue Arbeitsweisen erforderlich macht und begann in der Folge, mit agilen Methoden zu experimentieren. Sie spielen mittlerweile in vielen Abteilungen und Unternehmensbereichen eine wichtige Rolle. Besonders stark ausgeprägt, ist das agile Arbeiten in der Softwareentwicklung von VW. Doch auch Entwicklung, Produktion und Vertrieb setzen vermehrt auf agile Methoden.
“Less push, more pull” gilt dabei als Leitsatz für die Führungskräfte, während die Mitarbeitenden möglichst eigenständig organisiert operieren. Das sorgt für schnellere, unbürokratische Abläufe und mehr Flexibilität. Und in einer immer digitaler werdenden Welt mit schnelllebigen Technologien und globalisierten Märkten kommt es oft genau darauf an. Obendrein profitiert die Mitarbeitermotivation. Und das sorgt oftmals für bessere Ergebnisse.
Auch die Gestaltung von Immobilien des VW-Konzerns ist ganz auf die veränderte Arbeitskultur ausgerichtet. Die 2017 eröffnete IT-City in Wolfsburg ist ein Bürokomplex, der speziell auf das agile Arbeiten ausgerichtet wurde.
Volkswagen ist zu wünschen, dass die tiefgreifende Umgestaltung sich dauerhaft als erfolgreich erweist. Denn der Konzern hat sich für die Zukunft viel vorgenommen. Langfristig ist die Elektrifizierung der gesamten Modellpalette geplant. Bis 2050 möchte VW zudem die bilanzielle Klimaneutralität erreichen.