Im Frühjar 1971, vor 40 Jahren hat Volkswagen ein Sportcoupe mit langer Front und markanten Scheinwerfer präsentiert – den VW SP.

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Ein Brasilianer aus Wolfsburg feiert 40sten Geburtstag.
Der Name SP steht für Sao Paolo oder auch für Spezielles Projekt oder Sport Prototyp.

Die Geschichte des VW SP:

Der Zweitürer wird der Öffentlichkeit erstmals 1971 in Deutschland vorgestellt, jedoch liegen seine Wurzeln in Brasilien.

In den 70er Jahren war der brasilianische Automobilmarkt, durch extrem hohe Einfuhrzölle für Autos und Importe so gut wie geschlossen. Die wenigen sportlichen Autos, die es noch gab, waren bereits veraltet, wie zum Beispiel der VW Karmann Ghia und sein weniger erfolgreicher Nachfolger der Karmann Ghia TC. Manche unabhängige brasiliansiche Autohersteller besetzten aber mit einigem Erfolg diese Nische, wie der Puma oder Santa Matilde.

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Hauptverantwortlich für den VW SP ist Herr Rudolf Leiding.
Der gelernte Kfz-Mechaniker übernimmt im Jahr 1968 nach seiner Zeit als Direktor des VW Motorenwerks in Kassel und Vorstandschef von Audi NSU die Leitung von Volkswagen do Brasil.
Seine Aufgabe war, er soll das südamerikanische Werk wieder auf Vordermann bringen.
Leiding nimmt diese Aufgabe an, allerdings unter einer Bedingung, dass er für den dortigen Markt eigenständige Modelle bauen darf.

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Er selbst, skizziert seine Idee eines zweisitzigen Sportcoupes. Ein junges Team an Designern und Ingenieuren soll es unter dem Arbeitstitel “Projekt X” zur Serienreife führen.
Viele wichtige Tipps liefern die Experten  von Karmann-Ghia do Brasil, die als Entwicklungspartner den südamerikanischen Automarkt sehr gut kennen.

Folgende Vorgaben bekamen die Entwickler, unter Verwendung möglichst vieler Serienteile aus dem Baukasten der brasilianischen Modellpalette sollen die Kosten recht niedrig gehalten werden.
Als technische Basis für das neue Sportcoupe dient der Passat-Vorläufer der Volkswagen 1600, genauer gesagt die brasilianische Version des Typ 3.

Von ihm  werden das Fahrwerk und der Motor übernommen. Die markanten Doppelscheinwerfer stammen ebenfalls vom brasiliansichen Typ 3. Die Doppelscheinwerfer werden zum prägenden Design Merkmal des VW SP. Später wurde das Haifischgesicht beim VW 412 kopiert.

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Bei den ersten Fahrversuchen zeigt sich der serienmäßige 1,6 Liter Boxermotor aus dem Typ 3 mit seinem 54 PS als zu leistungsschwach, dies war der VW SP 1. Deshalb wird der sogenannte Flachmotor auf 1.678ccm Hubraum aufgebohrt. Dieser leistet nun 65 PS, verbraucht 10,5 Liter Benzin auf 100 Kilometer und ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von cirka 160 km/h. Für den Sprint von 0 auf 100 km/h benötigt der VW SP rund 17,5 Sekunden und trug die Bezeichung VW SP 2.

Sem Potencia – ohne Leistung, sagt der brasiliansiche Volksmund in Anspielung auf die Modellbezeichung SP. Der SP war trotz seiner schnittigen Form, deutlich langsamer als der Puma, obwohl beide ähnliche Motoren hatten. Doch der Puma war wesentlich leichter.

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Dennoch wird der SP 2 von Juni 1972 bis Februar 1976 über 10.000 Mal verkauft.

Der VW SP hatte zwei Kofferräume, einen 140 Liter fassenden unter der vorderen Haube und einen 205 Liter fassendes Abteil im Heck, das über eine große Klappe zugänglich war.

Trotz einiger guter Eigenschaften fand der SP zu wenige Käufer. Daher wurde im Februar 1976 die SP-Produktion eingestellt.
Von den 10.193 gebauten VW SP wurden ca. 670 Stück exportiert.

Der VW SP 2 kostete in Brasilien 29.700 Cruzeiros in etwa 16.000 DM.

Um den Leistungsmangel des SP1 und SP2 zu beheben, entwickelte das Volkswagen do Brasil Werk den Prototyp VW SP3. Hierbei handelte es sich um einem SP2 mit wassergekühlten 1,8 Liter Reihenvierzylinder, einer Verdichtung von 8,5:1, Doppelvergaser und einer Leistung von 100 SAE PS, dieser Motor stamm aus der brasiliansichen Version des VW Passat TS. Im Werk kam das Projekt nicht über ein frühes Entwicklungsstadium hinaus, doch wurde bei dem großen Volkswagenhändler Dacon ein Prototyp des VW SP3 auf die Räder gestellt.
Der Unterschied zum SP2, war äußerlich die Felgen größe 6Jx13, die Lufteinlässe wichen diskreten Schlitzen an den hinteren Seitenscheiben und über der vorderen Stoßstange saß ein breiter schwarzer Kühlergrill. Der Motor blieb im Heck des Wagens, im Motorraum befand sich auch der Kompressor für die Klimaanlage. In der Front war natürlich der Wasserkühler montiert. Im Innenraum befanden sich Leder-Porsche-Sitze (Dacon war bis zum Importverbot auch Porsche Händler). Das Getriebe, das Fahrwerk und die Bremsen entsprachen dem SP2, jedoch wurden die Teile der höheren Leistung angepasst und verstärkt. Der SP3 Prototyp erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h.

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Das Volkswagen do Brasil beschloss aus Kostengründen, den VW SP 3 nicht in Serie gehen zu lassen und beendete das Projekt. Daraufhin bot der Volkswagenhändler Dacon den Umbau zum VW SP3 in Eigenregie an, aufgrund des hohen Preises hielt sich die Nachfrage in Grenzen.

Offiziell wurde der Volkswagen SP 2 nie in Europa angeboten, jedoch kam ein Exemplar auf regulären Weg nach Deutschland, auf Bestellung seines geistigen Vaters, Rudolf Leiding. Der wird schon im Jahr 1971 wieder zurück nach Wolfsburg gerufen, wo er als neuer Vorstandsvorsitzender später die Modelle Passat und Golf auf den Weg bringen wird.

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Als Geschenk für seine Ehefrau importiert Leiding einen VW SP-2. Ihr ist das Sportcoupe auf den Straßen Deutschlands in den 70er Jahren aber zu auffällig. Daher verkauft sie den SP 2 kurze Zeit später wieder.

Heut zu Tage gibt es nur noch einige wenige VW SP-2 in Sammlerhänden.
Ein weißes Exemplar des VW SP 2 aus dem Jahr 1973 ist im Wolfsburger Automuseum ausgestellt.

Ein schönes Video über einen VW SP2:

Anbei eine Liste von interessanten Internetseiten die sich speziell nur mit dem VW SP2 auseinandersetzen:

http://www.vwsp2classico.blogspot.com/

http://www.vwsp2.ch/

http://www.biavilela.com/vwsp2/index-deutsch.htm

http://www.vw-sp2.de/pages/indexNetscape.htm