Feuerwehrlegenden auf vier Rädern: Der VW Käfer und andere luftgekühlte Helfer im Einsatz
In den Jahren des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg und während der wirtschaftlichen Blütezeit der 1950er bis 1970er Jahre wurden die Straßen nicht nur von Privatfahrzeugen geprägt, sondern auch von Einsatzfahrzeugen, die täglich wichtige Aufgaben für die Gesellschaft übernahmen. Besonders die Feuerwehr setzte auf zuverlässige, wartungsarme Fahrzeuge, um schnell und effektiv helfen zu können. Dabei spielten luftgekühlte Volkswagen eine zentrale Rolle – allen voran der VW Käfer und der VW Bulli (Typ 2). Auch weniger bekannte Modelle wie der VW Fridolin waren im Einsatz, um Brände zu löschen, Verletzte zu retten und Leben zu schützen. In Deutschland, der Schweiz und insbesondere in Österreich haben diese Fahrzeuge eine bedeutende Geschichte hinter sich, die wir in diesem Artikel näher beleuchten.
Die Feuerwehr vertraut auf den VW Käfer
Der VW Käfer war in den 1950er Jahren das zuverlässige Arbeitstier für Privatpersonen und Institutionen. Was viele nicht wissen: Auch die Feuerwehr nutzte den Käfer intensiv für ihre Einsätze. Mit seiner robusten Technik, seiner Zuverlässigkeit und der Fähigkeit, auch auf schwierigen Straßenverhältnissen gut zu manövrieren, wurde der Käfer in den ländlichen Regionen, aber auch in kleineren Städten zum bevorzugten Begleiter der Feuerwehren.
Der Käfer kam vor allem als schnelles Vorausfahrzeug oder Kommandowagen zum Einsatz. Aufgrund seiner kompakten Größe konnte er besonders gut in engen Gassen oder unwegsamen Gelände fahren – ein entscheidender Vorteil, gerade in Städten und Dörfern, deren Straßennetz oft noch nicht für größere Einsatzfahrzeuge ausgelegt war. In Österreich wurden zahlreiche Feuerwehren in den 1950er und 1960er Jahren mit VW Käfern ausgestattet, die meist in markantem Rot lackiert waren und durch Sirene und Blaulicht auf das Feuerwehrteam hinwiesen.
Robuste VW Käfer Technik für den Einsatz
Der VW Käfer erwies sich in vielen Aspekten als ideales Fahrzeug für die Feuerwehr. Die Feuerwehr profitierte besonders von der robusten und simplen Technik des luftgekühlten Boxermotors. Anders als wassergekühlte Motoren war der Käfer weniger anfällig für Überhitzung, was insbesondere bei langen Einsatzfahrten und schwierigen Bedingungen von Vorteil war. Das einfache technische Design ermöglichte es den Feuerwehren, kleinere Reparaturen und Wartungen oft selbst durchzuführen, was den Käfer besonders wirtschaftlich machte.
Für die Feuerwehren in Österreich, einem Land mit oft harten Winterbedingungen und steilem, gebirgigem Gelände, war die Fähigkeit des Käfers, auch bei Schnee und Eis zuverlässig zu funktionieren, besonders wichtig. Seine Bodenfreiheit und die angetriebenen Hinterräder machten ihn zu einem verlässlichen Partner auch abseits befestigter Straßen.
Der VW Bus als unverzichtbares Einsatzfahrzeug
Neben dem Käfer war es vor allem der VW Bulli, der sich als unverzichtbar für die Feuerwehren erwies. Der VW Bus, auch als Typ 2 bekannt, wurde in verschiedenen Versionen produziert und bot als Kleinbus, Mannschaftswagen oder Transportfahrzeug eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten. Bereits in den frühen 1960er Jahren war der VW Bulli bei Feuerwehren in ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich im Einsatz.
Der Bulli bot Platz für mehrere Feuerwehrleute und konnte zudem mit zusätzlicher Ausrüstung wie Schläuchen, Atemschutzgeräten und Feuerlöschern beladen werden. Besonders bei Brandeinsätzen in ländlichen Regionen, in denen die Feuerwehrstationen weit voneinander entfernt waren, war der Bulli das ideale Fahrzeug, um schnell am Einsatzort zu sein und sofort mit den ersten Lösch- und Rettungsmaßnahmen zu beginnen.
Auch in Städten fand der VW Bulli als Einsatzfahrzeug Anklang. Viele Feuerwehren setzten ihn als Kommandowagen oder auch als Rettungsfahrzeug ein, in dem verletzte Personen versorgt und transportiert werden konnten. In der Schweiz, wo die Feuerwehr traditionell eng mit dem Katastrophenschutz zusammenarbeitet, war der Bulli oft bei Hochwassereinsätzen oder in den Bergen unterwegs, wo seine Geräumigkeit und Zuverlässigkeit besonders geschätzt wurden.
Der VW Fridolin: Der unscheinbare Feuerwehrhelfer
Ein weniger bekanntes, aber nicht minder interessantes Modell im Dienste der Feuerwehr war der VW Typ 147, auch “Fridolin” genannt. Ursprünglich für die Deutsche Bundespost entwickelt, fand der Fridolin auch seinen Weg zu einigen Feuerwehren. Mit seinem kastenförmigen Aufbau und der hohen Ladefähigkeit war er das perfekte Transportfahrzeug für Ausrüstung und Werkzeug. Feuerwehren, die keine großen Löschfahrzeuge benötigten, setzten den Fridolin gerne als flexible Lösung ein. In Deutschland und der Schweiz war der Fridolin vereinzelt als Einsatzfahrzeug im Dienst.
In Österreich fand der Fridolin eher seltener Verwendung bei den Feuerwehren, doch einige Gemeinden schätzten seine Vielseitigkeit und kompakten Maße, die ihn zum idealen Fahrzeug für enge Straßen und schwierige Einsatzbedingungen machten.
Der VW Typ 3 und Typ 4: Weitere luftgekühlte Alternativen
Neben den bekannten Klassikern wie Käfer und Bulli kamen auch der VW Typ 3 und Typ 4 in den 1960er und frühen 1970er Jahren bei einigen Feuerwehren zum Einsatz. Der VW Typ 3, der als Limousine, Kombi (Variant) und Fastback erhältlich war, bot mehr Platz als der Käfer und war besonders in der Kombi-Variante für den Transport von Ausrüstung beliebt. Er wurde vor allem in Deutschland und der Schweiz von kleineren Feuerwehren genutzt, die ein günstiges, aber zuverlässiges Fahrzeug benötigten.
Der VW Typ 4, auch als Nasenbär bekannt, der von 1968 bis 1974 gebaut wurde, bot als größerer, komfortablerer Kombi noch mehr Platz für Ausrüstung und Mannschaft. Einige Feuerwehren in Österreich und Deutschland nutzten den Typ 4 als Einsatzfahrzeug, insbesondere in ländlichen Regionen. Seine stärkere Motorisierung und die robuste luftgekühlte Technik machten ihn zu einer interessanten Alternative, bevor modernere wassergekühlte Fahrzeuge den Dienst übernahmen.
Stückzahlen und Einsatzhäufigkeit in Österreich, Deutschland und der Schweiz
In Österreich waren luftgekühlte Volkswagen lange Zeit die bevorzugten Fahrzeuge der Feuerwehren. Besonders in den 1950er und 1960er Jahren, als die Fahrzeugflotten vielerorts modernisiert wurden, setzten zahlreiche Gemeinden auf den VW Käfer und den VW Bus. Insgesamt wurden in Österreich etwa 1.500 Käfer und Bullis für die Feuerwehren im Einsatz registriert. In Deutschland und der Schweiz lagen die Zahlen ähnlich hoch, wobei die größere Bevölkerung und der größere Fuhrpark der deutschen Feuerwehren natürlich zu einer höheren Gesamtzahl führte. In Deutschland waren allein vom VW Bulli etwa 2.000 Fahrzeuge im Einsatz, während der Käfer als Kommandowagen und Vorausfahrzeug ebenfalls in ähnlicher Anzahl Verwendung fand.
Was kam nach dem VW Käfer?
Mit der fortschreitenden Entwicklung der Fahrzeugtechnik in den 1970er Jahren neigte sich die Ära der luftgekühlten VW-Modelle im Feuerwehrdienst dem Ende zu. Nach und nach wurden modernere, wassergekühlte Fahrzeuge eingeführt, die den gestiegenen Anforderungen besser gerecht wurden. Der VW Golf, der 1974 auf den Markt kam, ersetzte den VW Käfer. Er bot mehr Komfort, bessere Fahrleistungen und war für die schnelleren Einsatzfahrten besser geeignet.
Auch der VW Transporter (Nachfolger des Bullis) wurde zum Standardfahrzeug der Feuerwehr und bot als Mannschaftswagen oder Gerätefahrzeug alles, was moderne Feuerwehren benötigten. Der Transporter mit wassergekühltem Motor war leistungsstärker und vielseitiger einsetzbar als seine luftgekühlten Vorgänger, was ihn zur ersten Wahl für Feuerwehren in Deutschland, Österreich und der Schweiz machte.
VW und die Feuerwehr – eine starke Partnerschaft
Die Partnerschaft zwischen Volkswagen und der Feuerwehr in Österreich, Deutschland und der Schweiz war über viele Jahrzehnte hinweg eine Erfolgsgeschichte. Der VW Käfer, der VW Bulli sowie die Modelle Typ 3 und Typ 4 halfen dabei, Leben zu retten, Brände zu löschen und unzählige Einsätze zu bewältigen. Durch ihre Zuverlässigkeit, ihre einfache Technik und ihre Vielseitigkeit wurden sie zu unverzichtbaren Helfern im Feuerwehralltag.
Auch wenn heute moderne, leistungsfähigere Fahrzeuge im Einsatz sind, bleibt die Ära der luftgekühlten VW-Modelle ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte der Feuerwehr. Diese Fahrzeuge haben bewiesen, dass es oft die einfachsten und robustesten Maschinen sind, die im Ernstfall den größten Unterschied machen können.
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