Die EU will Gutes tun. Besonders für die Umwelt. Nicht anders lässt sich eine ab November 2012 für alle Autorreifen geltende Regelung zur Typisierung verschiedener Autoreifenklassen deuten. Dabei wird auf ein einheitliches Bewertungssystem für Autoreifen, ähnlich dem von Haushaltsgeräten bezüglich des Energieverbrauchs, gesetzt.

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Bewertungskriterien sind dabei die Kraftstoffersparnis durch den geringeren Rollwiderstand, die Haftung bei Nässe und die Stärke der Geräuschemissionen, welche der Reifen bei der Benutzung entwickelt. Der Schwerpunkt der Bewertung liegt hierbei auf der Kraftstoffersparnis. Ähnlich wie bei Kühlschränken wird auf einer Skala von „A“ (grün) bis „G“ (rot) die mögliche Einsparung angezeigt. Dabei erreichen die Reifen eine Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs von bis zu 0,1 Liter pro 100 Kilometer. Das Angeben von Labels ist für den Verbraucher sicherlich hilfreich, doch genau in der Differenzierung nach der Kraftstoffersparnis sehen Experten ein Problem.

Was Viele nicht wissen: Wer einen Reifen mit sehr wenig Rollwiderstand und damit geringerem Verbrauch kauft, der hat gleichzeitig mit einem potenziell längerem Bremsweg zu rechnen, da für diesen ebenfalls der Rollwiderstand maßgeblich ist.

Dieses Phänomen wird auch auf den neuen Labels angegeben. Wer also demnächst seine Autoreifen günstig einkaufen will sollte speziell auf die Etikettierung achten. In der Regel trägt ein Reifen, welcher Kraftstofftechnisch in der „A“ Klasse fährt, in Bezug auf die Haftung bei Nässe ein „E“ oder gar ein „G“. Genau dieser Umstand wird von Sachverständigen kritisiert. So meint etwa Rainer Hillgärner vom Auto Club Europa: „Bei dem Label rückt die Sicherheit eher in den Hintergrund, was wir für falsch und bedenklich halten“. Generell lässt sich sagen, dass ein Spritsparreifen, speziell bei Regen, schlechter bremst als ein normales Modell.

Das Problem für den Kunden sehen nun viele Experten in der verwirrenden Etikettierung. So ist nur die Spritsparklasse mit farblichen Balken symbolisch dargestellt. Befürchtet wird, dass nun unwissende Kunden aufgrund der von Haushaltsgeräten bekannten Verknüpfung „grün = gut“, lediglich auf dieses Kriterium geachtet wird und die nicht farblich markierte Bremstauglichkeit in den Hintergrund gerät. Käufer müssen folglich in Zukunft unbedingt beide Kriterien in die Kaufentscheidung mit einbeziehen.

Des Weiteren gilt es zu beachten, dass die neuen EU Labels keinen Schutz vor importierten Billigreifen aus dem asiatischen Raum gewährleisten. Diese oft qualitativ grenzwertigen Produkte sollten auf Wunsch vieler Automobilclubs in Europa durch eine EU Norm verboten werden. Stattdessen werden nun auch sie entsprechend ihrer Klassifizierung etikettiert und hierzulande weiter angeboten. Dabei erhalten selbst unsichere Reifen noch eine Labelklasse, die für viele Verbraucher noch einigermaßen sicher erscheinen wird.

Quellen:

http://www.focus.de/auto/news/oberpfaffenhofen-kritik-an-neuem-eu-reifen-label_aid_351304.html
http://www.derwesten.de/leben/auto-und-verkehr/Sachverstaendige-kritisieren-die-von-der-EU-geplante-Reifen-Kennzeichnung-id4454777.html
http://www.continental-reifen.de/generator/www/de/de/continental/reifen/themen/reifenlabel/eu_label_movie_de.html