VW Golf II:

VW Golf II

Er war der zweite Golf – der Volkswagen, mit dem die Generation der Babyboomer, die heute knapp 50-Jährigen, fahren lernte: Wurde schon der Vorgänger zum Liebling aller Fahrlehrer und Fahrschüler, dann dieselte sich der neue Golf nun endgültig und unauslöschbar in die Köpfe dieser Allianz auf Zeit. Die saß ab August 1983 nicht mehr ganz so eng nebeneinander, wusste die Pressemappe des Jahres 1983: „Der Radstand ist um 75 mm, die Spurweiten sind um 23 mm vorn und 50 mm hinten gewachsen. Die Gesamtlänge nahm um 170 mm zu (3,99 m), die Breite um 55 mm (1,42 m)… Das Komfortmaß, gemessen von der Gas-pedal-Ebene bis zur Fondlehne, wurde um 37 mm auf 1.837 mm vergrößert, die Ellbogenweite vorn um 92 mm und hinten um 112 mm. Beim Viertürer ergibt sich hinten sogar ein Plus von 120 mm.”

Fakt ist auch: Es war der Golf, mit dem der geregelte Katalysator (1984), das Antiblockiersystem (ABS, 1986) und die Servolenkung in der Golf-Klasse durchstarteten und der erstmals auch allradgetrieben (syncro, 1986) zu haben war. Und schon 1989 stellte Volkswagen von diesem Golf einen Prototyp mit Elektroantrieb und einen weiteren mit Hybridantrieb vor. Als eine Art Parallel-Universum – nur eines für Fahrzeuge mit Stufenheck – entwickelte sich die USA. Volkswagen reagierte darauf und schickte ab 1985 den Jetta, ein als Limousine konzipiertes Schwestermodell des Golf, in die USA. Mit Erfolg: In den nächsten Jahren sollte sich dieser Volkswagen zum erfolgreichsten Auto eines deutschen Herstellers auf dem amerikanischen Markt entwickeln.

Im Juni 1988 – 14 Jahre nach dem Debüt – hatte der Golf zudem die magische Produktionsschallmauer von 10 Millionen Fahrzeugen durchbrochen! Insgesamt wurden inklusive aller Derivate bis zum Sommer 1991 genau 6,3 Millionen Exemplare der zweiten Generation produziert – 0,79 Millionen Golf pro Jahr.

Das Design des Golf II

Der wichtigste Moment in der Geschichte des Golf war Ende der 70er Jahre die Entscheidung der Vorstände, das Design des Golf I weiterzuentwickeln und auf der Basis seiner optischen DNA den Golf II zu konzipieren. Damit schuf Volkswagen die Basis für eine kontinuierliche Entwicklung der Baureihe. Die Zeit des zweiten Golf beginnt 1983: Deutschland ist begeistert, als Ulf Merbold im selben Jahr mit der „Columbia” in den Weltraum geschossen wird. Michel Jacksons Album „Thriller” schießt derweil in bislang ungeahnte Absatzregionen und wird die meistverkaufte LP/CD aller Zeiten. Apple erfindet die „Maus” für den Computer. Die CDU und Helmut Kohl werden von den Deutschen in die Regierungsverantwortung und die Grünen zur vierten Kraft im Parlament gewählt. In China fährt der erste Volkswagen vom Band – ein Santana, die Stufenheck-Variante des Passat. Und im Herbst geht die zweite Generation des Golf an den Start. Obwohl der neue Golf deutlich größer ausfällt, mehr Volumen bekommt und voll familientauglich wird, sinkt sein cw-Wert von 0,42 auf 0,34.

Die Designer schafften es, diesen zweiten Golf, das Auto der „Generation Golf” – der heute knapp unter 50-jährigen Babyboomer – derart fit zu machen, dass er bis in die 90er Jahre hinein frisch blieb. Er hatte sich weiterentwickelt, der Golf II. In der Silhouette war er dem Golf I ähnlich geblieben, aber aus der tiefen Schulterlinie war ein prägnante Sicke geworden. Am radikalsten änderte sich das Heck: Die Rückleuchten waren beim Golf I ganz knapp über der Stoßstange angesetzt – ein Stilmittel jener Zeit. Als der Golf II herauskam, hatte sich an dieser Art, die Rückleuchten zu integrieren, nichts geändert. Doch was machten die Volkswagen Designer? Sie setzten die Rückleuchten von ganz unten nach ganz oben! Folge: Der Golf II war auch von hinten betrachtet unverwechselbar. Durch das wieder weit nach hinten reichende Dach und die steile C-Säule bot der Golf II zudem deutlich mehr Raum im Fond als die Wettbewerber. Form follows function.

Eine weitere optische Brücke zwischen der ersten und zweiten Generation schlug indes die Fronpartie: Im Kühlergrill gab es nach wie vor Rundscheinwerfer, die nach unten aus dem Grill herausragten. Unwichtig? Keineswegs. Es sind – wie bei einem menschlichen Gesicht – genau diese Abweichungen von der Norm, die ein Auto unverwechselbar machen. Doch das bedeutet auch: Evolution statt Revolution! Dazu das offizielle Volkswagen Statement aus dem Jahre 1983: „In Wolfsburg entschied man sich nach reichlicher Überlegung – der Golf muss ein Golf bleiben.” Evolution! Volkswagen weiter: „Also keine Neukonstruktion, die sich vom Golf-Konzept entfernt – aber trotzdem ein von Stoßstange zu Stoßstange neues Auto nach der Devise: Kontinuität im Konzept, Fortschritt in Detail und Qualität.” Der Rest ist Geschichte – siehe oben!



Quelle: Volkswagen