Porsche 356 Sonderformen: Die Exoten der Käfer-Familie, die Sammlerherzen höherschlagen lassen

 



Ennstal-Classic 2013 Finale Porsche 356 Carrera

 

Wenn vom Porsche 356 die Rede ist, denken viele zunächst an das ikonische Serienmodell, das von 1948 bis 1965 die Grundsteine für die Marke Porsche legte. Doch jenseits der bekannten Standardvarianten Coupé, Cabriolet und Roadster gibt es eine Vielzahl von speziellen Formen und Sonderbauten des Porsche 356, die für Sammler und Enthusiasten besonders reizvoll sind. Diese Exoten erzählen spannende Geschichten von Ingenieurskunst, Rennsporterfolgen und maßgeschneiderten Kundenwünschen.

 

In diesem Artikel tauchen wir tief in die faszinierende Welt der Sonderformen des Porsche 356 ein – Fahrzeuge, die nicht nur durch ihre Seltenheit, sondern auch durch ihre technische Raffinesse und besondere Historie beeindrucken.

 

Der Beginn: Porsche 356 Gmünd Coupé und die handgefertigten Aluminium-Karosserien

 

Die ersten Porsche 356 wurden in der kleinen österreichischen Stadt Gmünd von Hand gefertigt. Diese „Gmünd Coupés“, die von 1948 bis 1951 gebaut wurden, sind heute eine der begehrtesten Sonderformen des 356. Das Besondere an diesen frühen Modellen ist ihre handgefertigte Aluminiumkarosserie.

 

Durch den Einsatz von Aluminium waren diese ersten 356er extrem leicht – perfekt für den Einsatz im Motorsport und auf kurvigen Alpenstraßen. Mit gerade einmal 50 produzierten Fahrzeugen, die alle individuelle Unterschiede aufweisen, sind die Gmünd Coupés heute wahre Raritäten und ein Highlight jeder Porsche-Sammlung.

 


Porsche 356 Gmünd Coupe

 

Porsche 356 „America Roadster“: Leichtbau für den US-Markt

 

Ein weiterer seltener Vertreter der Sonderbauten ist der 1952 eingeführte Porsche 356 America Roadster. Dieser spezielle Roadster wurde auf Wunsch des US-Importeurs Max Hoffman entwickelt, der in Amerika einen wachsenden Markt für leichte, offene Sportwagen sah.

 

Der America Roadster unterschied sich von den Standard-Cabriolets des 356 durch seine besonders leichte Aluminiumkarosserie, die Porsche speziell für den Rennsport konzipierte. Mit einem Gewicht von nur 605 Kilogramm und einem modifizierten 1,5-Liter-Motor mit 70 PS war der America Roadster deutlich schneller und agiler als seine Serienbrüder. Insgesamt wurden nur 16 Exemplare dieses Fahrzeugs produziert, was ihn zu einem der seltensten und exklusivsten Porsche-Modelle macht.

 

Porsche 356 Speedster Roadster

 

 

 

Porsche 356 A „Carrera GT“: Rennsport für die Straße

 

Der Porsche 356 A Carrera GT wurde ab Mitte der 1950er Jahre als leistungsstärkste Variante der 356-Baureihe entwickelt und speziell für den Motorsport eingesetzt. Unter der Haube des Carrera GT arbeitete ein von Ernst Fuhrmann entwickelter, vier Nockenwellen-starker „Fuhrmann-Motor“, der für damalige Verhältnisse sensationelle Leistungswerte lieferte. Mit 110 PS und einem extrem geringen Gewicht von rund 770 Kilogramm war dieser 356 einer der schnellsten und agilsten Sportwagen seiner Zeit.

 

Was den Carrera GT besonders auszeichnete, war sein kompromissloser Fokus auf Performance. Viele der üblichen Komfortelemente wurden weggelassen, um das Gewicht zu minimieren. Gleichzeitig bot er jedoch auch genug Straßentauglichkeit, um abseits der Rennstrecke gefahren zu werden.

 

Diese „Doppelfunktion“ als straßenzugelassener Rennwagen machte den Carrera GT zu einem Favoriten unter ambitionierten Fahrern und Motorsportlern – und heute zu einem der begehrtesten Sammlerstücke unter Porsche-Liebhabern.

 

Porsche 356 Carrera Cabrio Speedster

 

Porsche 356 B Abarth Carrera GTL: Italienische Designkunst trifft deutsche Technik

 

Eine der ungewöhnlichsten und am meisten bewunderten Sonderformen des Porsche 356 entstand durch die Zusammenarbeit zwischen Porsche und dem italienischen Karosseriebauer Carlo Abarth. Der Porsche 356 B Abarth Carrera GTL, der ab 1960 gebaut wurde, war ein echtes Kunstwerk der Karosseriebaukunst.

 

Ennstal Classic Porsche Walter Röhrl

 

Abarth entwarf eine extrem leichte und aerodynamische Aluminiumkarosserie, die für den Einsatz im Langstreckenrennsport optimiert war. Unter der Haube befand sich der berühmte Carrera-Motor, der im neuen GTL-Chassis zu Höchstleistungen fähig war. Der Abarth GTL war nicht nur schneller, sondern auch agiler und effizienter als seine Vorgänger. Er erwies sich auf der Rennstrecke als enorm erfolgreich und feierte Siege bei berühmten Veranstaltungen wie den 1000 Kilometern von Nürburgring und der Targa Florio.

 

Mit nur rund 20 produzierten Fahrzeugen ist der Abarth Carrera GTL einer der exklusivsten und wertvollsten Porsche 356 überhaupt. Sein italienisches Design kombiniert mit deutscher Ingenieurskunst macht ihn zu einem Meilenstein in der Porsche-Geschichte.

 

 

Porsche Abarth

Porsche 356 „Vorserie“: Seltene Prototypen und Einzelfertigungen

 

Ein oft übersehener, aber faszinierender Bereich der Porsche 356-Sonderformen sind die frühen Prototypen und Einzelanfertigungen, die vor dem Start der Serienproduktion entstanden. Diese „Vorserien“-Fahrzeuge bieten einen einzigartigen Einblick in die Entwicklungsphase des 356 und weisen zahlreiche Unterschiede zu den späteren Serienmodellen auf.

 

Zu den interessantesten Modellen gehören frühe Prototypen, die von Ferdinand Porsche und seinem Team für Testzwecke und als Demonstrationsfahrzeuge genutzt wurden. Viele dieser Fahrzeuge sind Unikate, da sie von Hand gefertigt wurden und oft experimentelle Technik oder Karosserieformen aufwiesen, die später nicht in die Serienproduktion übernommen wurden. Einige dieser Prototypen existieren bis heute und befinden sich in den Händen von Sammlern und Museen.

 

Porsche Automuseum

 

Porsche 356 B „Hardtop-Coupé“: Die perfekte Mischung aus Coupé und Cabrio

 

Eine weitere seltene, aber faszinierende Sonderform des 356 ist das sogenannte Hardtop-Coupé, auch als „Notchback“ bekannt. Diese Modelle, die ab 1961 angeboten wurden, kombinierten das offene Fahrerlebnis eines Cabriolets mit der Steifigkeit und Sicherheit eines Coupés.

 

Technisch gesehen handelte es sich um Cabriolets, die mit einem fest montierten Hardtop ausgestattet wurden, um die Dachstruktur zu verstärken und dem Fahrzeug das Aussehen eines Coupés zu verleihen. Diese Bauform war besonders in den USA beliebt, wo Kunden sowohl das sportliche Aussehen als auch den praktischen Nutzen eines geschlossenen Dachs schätzten.

 

Die Produktion des Hardtop-Coupés war allerdings begrenzt, was diese Modelle heute zu einem begehrten Sammlerstück macht.

 

Ennstal-Classic 2013 Porsche 904 Carrera GTS Michael Schaude Peer

 

Porsche 356 SL: Der Vorreiter der Leichtbauweise

 

Eine der am wenigsten bekannten, aber historisch wichtigen Sonderformen ist der Porsche 356 SL. Diese Modelle wurden speziell für den Einsatz bei Langstreckenrennen entwickelt und stellten Porsches erste ernsthafte Versuche im internationalen Motorsport dar.

 

Die „Sport Leicht“-Modelle (SL) hatten extrem leichte Aluminiumkarosserien und wurden für ihre Zeit außergewöhnlich aerodynamisch gestaltet. Der 356 SL gewann 1951 als erster Porsche überhaupt seine Klasse bei den 24 Stunden von Le Mans – ein Erfolg, der die Marke Porsche auf der internationalen Motorsportbühne etablierte.

 

Ennstal-Classic 2013 Dr. Wolfgang Porsche

 

Die Vielfalt der Porsche 356 Sonderformen

 

Während der Porsche 356 in seiner Serienausführung bereits als Design- und Technikikone gilt, bieten die Sonderformen des 356 einen faszinierenden Blick auf die Vielfalt und Innovation, die in die Entwicklung dieses Fahrzeugs eingeflossen sind. Vom ultraleichten America Roadster über den rennsportorientierten Carrera GT bis hin zu den handgefertigten Gmünd Coupés und dem aerodynamischen Abarth Carrera GTL – diese seltenen Modelle erzählen die Geschichte von Porsches Streben nach Perfektion und Individualität.

 

Für Sammler und Porsche-Enthusiasten sind diese Sonderformen mehr als nur Autos – sie sind ein Stück Automobilgeschichte, das die Verbindung zwischen Design, Ingenieurskunst und Fahrvergnügen auf eine ganz besondere Weise verkörpert. Sie zeigen, dass der Porsche 356 nicht nur der Beginn einer legendären Sportwagenmarke war, sondern auch ein Fahrzeug, das in vielen verschiedenen Formen und Varianten Fans weltweit begeistert.

 

Ennstal-Classic 2013 Porsche 904 Carrera GTS Michael Schaude Peer