Die Meister hinter den Kurven: Die Karosseriebauer, die den Porsche 356 zur Ikone machten

 


Oldtimertreffen Pinkafeld 2013 Porsche 356

 

Wenn man an den Porsche 356 denkt, kommt einem unweigerlich seine elegante, stromlinienförmige Karosserie in den Sinn. Dieses unverkennbare Design hat Generationen von Automobilfans in seinen Bann gezogen und den 356 zu einem der ikonischsten Sportwagen des 20. Jahrhunderts gemacht. Doch was viele nicht wissen: Hinter dieser stilvollen Hülle stehen nicht nur die Ingenieure von Porsche selbst, sondern auch einige der bedeutendsten Karosseriebauer Europas. Diese Spezialisten haben den Porsche 356 nicht nur geformt, sondern ihm auch seine unverwechselbare Identität verliehen.

 

In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die Rolle der Karosseriebauer in der Geschichte des Porsche 356 und auf die individuellen Besonderheiten, die sie dem Sportwagen verliehen haben. Vom Handwerk der frühen Gmünd-Zeit bis hin zu exklusiven Sonderanfertigungen – wir beleuchten die Geschichte der Design-Visionäre, die diesen Porsche so besonders machten.

 

Die Geburt des Porsche 356: Die Karosserie von Erwin Komenda

 

Die Geschichte des Porsche 356 beginnt mit einer entscheidenden Figur: Erwin Komenda. Komenda, der bereits beim VW Käfer maßgeblich am Design beteiligt war, war der Kopf hinter der Form des 356. Als Leiter der Porsche-Karosserieabteilung prägte er den Look des Fahrzeugs, indem er Elemente aus der Käfer-DNA übernahm und diese in ein sportlicheres, eleganteres Design überführte.

 

Die ersten Prototypen des 356 entstanden in der österreichischen Stadt Gmünd, wo nach dem Zweiten Weltkrieg die Porsche-Konstruktionen in einer kleinen Werkstatt gebaut wurden. Diese ersten 356er, auch „Gmünd Coupés“ genannt, wurden mit Aluminiumkarosserien von Hand gefertigt. Diese Leichtbauweise war für die damalige Zeit revolutionär und half, das Fahrzeug für den Rennsport zu optimieren.

 

Erwin Komendas Vision für den 356 war klar: ein Sportwagen, der nicht nur durch Leistung, sondern auch durch sein Design beeindruckte. Das Ergebnis war eine zeitlose Form, die Porsche bis heute prägt und als Blaupause für zukünftige Modelle diente.

 

VW Käfertreffen Eggenburg 2015 Berlin-Rom-Wagen VW Typ 60 K 10 Porsche Typ 64

 

Reutter: Der Serienpartner für den Porsche 356

 

Ein Name, der untrennbar mit dem Porsche 356 verbunden ist, ist Reutter Karosseriewerke. Bereits 1950, als die Produktion des 356 nach Stuttgart verlagert wurde, war Reutter der Hauptpartner für den Bau der Karosserien. Reutter war ein renommiertes Unternehmen, das bereits vor dem Krieg für seine hochwertigen Karosserien bekannt war, und spielte eine entscheidende Rolle dabei, den Porsche 356 von einem Nischenprodukt zu einem weltweit erfolgreichen Sportwagen zu machen.

 

Reutter fertigte nicht nur die Karosserien für den 356, sondern lieferte auch das Interieur. Das Unternehmen baute die meisten der Coupé- und Cabrio-Karosserien, die wir heute als typische Porsche 356-Modelle kennen. Diese langjährige Partnerschaft führte schließlich dazu, dass Porsche im Jahr 1963 die Karosseriewerke Reutter übernahm. Dies war ein bedeutender Schritt, da die Expertise von Reutter entscheidend für die Qualität und das Finish des 356 war.

 

Porsche 356 Reutter Logo Emblem

 

Drauz: Die Roadster-Spezialisten

 

Neben Reutter war auch die Firma Drauz ein wichtiger Karosseriebauer für den Porsche 356, insbesondere für die offenen Varianten. Drauz, ansässig in Heilbronn, war auf den Bau von Roadster-Karosserien spezialisiert und fertigte zwischen 1959 und 1962 die Karosserien für den Porsche 356 B Roadster.

 

Die Zusammenarbeit mit Drauz war eine logische Entscheidung für Porsche, da das Unternehmen bereits Erfahrung im Bau leichter, offener Karosserien hatte. Der 356 B Roadster, der von Drauz gebaut wurde, war nicht nur leichter als das Cabriolet, sondern auch sportlicher im Design, was ihn zu einem Favoriten unter Liebhabern offener Fahrzeuge machte.

 

Heute sind die Drauz-Roadster besonders begehrte Sammlerfahrzeuge, da sie in vergleichsweise geringer Stückzahl produziert wurden und ihre offene, puristische Form dem 356 eine ganz besondere Note verlieh.

 

Porsche 356 Drauz Logo Emblem

 

Karmann: Mehr als nur Käfer

 

Ein weiterer Name, der eng mit dem Porsche 356 verbunden ist, ist Karmann. Die in Osnabrück ansässige Firma ist vor allem für ihre Arbeit am VW Käfer Cabriolet bekannt, spielte jedoch auch eine bedeutende Rolle in der Geschichte des 356.

 

Ab 1961 übernahm Karmann die Produktion des sogenannten Porsche 356 „Notchback“ – einer interessanten Mischung aus Coupé und Cabriolet. Technisch handelte es sich um Cabriolets, die mit einem fest montierten Hardtop ausgestattet waren. Diese Modelle, auch als „Karmann Hardtop“ bekannt, boten die Steifigkeit eines Coupés bei gleichzeitig geringem Gewicht und waren in den USA besonders beliebt. Karmann trug durch diese Variationen entscheidend zur Vielfalt der 356-Modellpalette bei.

 

Abarth: Italienische Eleganz trifft deutsche Technik

 

Eine der exklusivsten und aufregendsten Karosserie-Varianten des Porsche 356 stammt aus der Feder des italienischen Rennwagenherstellers Carlo Abarth. Der Porsche 356 B Carrera GTL Abarth, der 1960 entstand, war ein leichtes Rennfahrzeug, das speziell für den Einsatz im Motorsport entwickelt wurde.

 

Abarth entwarf eine extrem aerodynamische Aluminiumkarosserie, die das Gewicht des Fahrzeugs weiter reduzierte und gleichzeitig für eine bessere Straßenlage sorgte. Diese Fahrzeuge waren auf der Rennstrecke unschlagbar und dominierten internationale Langstreckenrennen. Mit weniger als 20 gebauten Exemplaren ist der 356 Abarth einer der seltensten und begehrtesten Porsche-Sondermodelle. Die Kombination aus deutscher Technik und italienischem Design ist bis heute ein Meilenstein in der Geschichte des Automobilbaus.

 

Abarth

 

Beutler: Maßgeschneiderte Exklusivität aus der Schweiz

 

Neben den großen Namen gibt es auch weniger bekannte, aber dennoch faszinierende Karosseriebauer, die dem Porsche 356 ihren Stempel aufdrückten. Dazu gehört die Schweizer Firma Beutler, die sich auf individuelle Sonderanfertigungen spezialisiert hatte.

 

Beutler baute eine Reihe von Sonderkarosserien für den 356, darunter elegante Cabriolets und sogar spezielle Kombi-Varianten. Diese maßgeschneiderten Fahrzeuge wurden oft auf Kundenwunsch gefertigt und waren extrem exklusiv. Beutler-Porsche 356 sind heute extrem selten und stellen ein Stück einzigartiger Automobilgeschichte dar. Sie zeigen, wie vielseitig der 356 in den Händen kreativer Karosseriebauer sein konnte.

 

Porsche 356

 

Karosseriebauer und die Identität des Porsche 356

 

Die enge Zusammenarbeit zwischen Porsche und den verschiedenen Karosseriebauern war von entscheidender Bedeutung für den Erfolg des 356. Jeder dieser Partner brachte seine eigene Expertise und seinen eigenen Stil in das Design des Fahrzeugs ein, was zu einer bemerkenswerten Vielfalt an Karosserieformen und -varianten führte. Dies ermöglichte es Porsche, den 356 in verschiedenen Märkten und für unterschiedliche Zielgruppen anzubieten – vom eleganten Coupé bis hin zum sportlichen Roadster und sogar zu maßgeschneiderten Sondermodellen.

 

Für Sammler und Liebhaber des Porsche 356 sind diese unterschiedlichen Karosserievarianten von unschätzbarem Wert. Jedes Modell erzählt seine eigene Geschichte und repräsentiert einen einzigartigen Aspekt der Automobilgeschichte. Der 356 war nicht nur ein Meilenstein in der Entwicklung von Porsche als Marke, sondern auch ein Beweis für die Bedeutung von Karosseriebauern, die oft im Schatten der großen Automobilmarken stehen.

 

Ennstal-Classic 2013 Finale Porsche 356 A Ralf Bender

 

Karosseriekunst trifft Ingenieurskunst

 

Der Porsche 356 ist ohne Zweifel ein Klassiker der Automobilgeschichte, und seine zeitlose Form verdankt er nicht nur Porsche selbst, sondern auch den talentierten Karosseriebauern, die das Fahrzeug zu dem machten, was es heute ist. Vom handgefertigten Gmünd Coupé über die Roadster von Drauz bis hin zu den exklusiven Abarth-Konstruktionen – jeder dieser Karosseriebauer hat einen einzigartigen Beitrag zur Legende des Porsche 356 geleistet.

 

Für Sammler und Enthusiasten bietet die Vielfalt an Karosserievarianten des 356 einen faszinierenden Einblick in die Entwicklung des Automobildesigns und zeigt, wie unterschiedlich die Interpretationen eines einzigen Fahrzeugtyps sein können. Die Karosseriebauer hinter dem Porsche 356 haben nicht nur Autos gebaut – sie haben Kunstwerke geschaffen, die noch heute Autofans auf der ganzen Welt begeistern.

 

Ennstal-Classic 2013 Finale Porsche 356 Speedster