Mit dem letzten VW-Käfer, der im Juli 2003 vom Band des VW-Werkes in Mexiko rollte, endete zugleich auch ein Stück Automobilgeschichte. Der seit den Kindertagen des Automobils angestrebte Traum eines für alle Klassen gleichermaßen erschwinglichen Pkws, wurde von keinem anderen Automodell erreicht wie im Falle des Käfers. Nicht einmal der legendäre Ford-T konnte diesem Anspruch wirklich gerecht werden. Der Käfer schrieb dabei nicht nur deutsche, sondern auch weltweit Geschichte. Heute gilt er als ein Stück Kulturgut der deutschen Nachkriegsgeschichte und ist deshalb ein äußerst populärer Klassiker.

 

VW Käfertreffen Eggenburg 2013

 

Die Geburt als Fahrzeug der nationalsozialistischen Propaganda

Der Startschuss des Unternehmens “Volkswagen” fiel am 28. Mai 1937. Am diesem Tag rollten die ersten, von den Nationalsozialisten propagierten, sogenannten KdF-Wagen vom Band. Ein Jahr später erfolgte bereits die erste Überarbeitung. Nun erhielt das “Serienmodell 38” die charakteristischen Brezelfenster, die Trittbretter sowie hinten und vorne Stoßstangen. Mit einer Limousine, Cabriolet sowie einer Limousinenvariante mit Rolldach waren im Ganzen drei Modellvarianten im Angebot. Der luftgekühlte Vierzylinder-Boxermotor leistete 24 PS und das mit einem Hubraum von 986 Kubikzentimetern. Ursprünglich sollte das Fahrzeug 990 Reichsmark kosten. Die Gesamtproduktion des KdF-Wagens erreicht bis 1945 allerdings nur 630 Einheiten. Denn während des Krieges wurde die Produktion auf kriegsentscheidende Güter umgestellt. Dazu zählte auch der technisch baugleiche VW-Kübelwagen, der nach dem Krieg (speziell in den 1960er Jahren) ebenso eine unerwartete Renessaince erlebte.

Nicht gut genug für die britische Automobilindustrie

Nach dem Krieg befand sich das Volkswagen-Werk unter der Leitung der britischen Militärregierung, die bereits im August 1945 den Bau von 20.000 Käfer-Limousinen anordnete. Des Weiteren existierten schon Pläne, dass Volkswagenwerk (inklusive aller Patente), im Rahmen von Reparationszahlungen zu beschlagnahmen und im Vereinigten Königreich zu etablieren. Ob etwas aus der deutschen Ingenieurskunst gelernt werden konnte, sollte eine Expertengruppe an zwei erbeuteten VW-Kübelwagen feststellen. Nachdem diese bis zur letzten Schraube zerlegt waren, fiel die Expertise eher ernüchternd aus. Neben dem hässlichen Aussehen des Autos, wurden gleichfalls die lauten Fahrzeuggeräusche im Inneren und die komplizierte Heizung moniert. Schon wenige Jahre danach erwies sich dieses Gutachten als ein klarer Irrtum und der Käfer avancierte zum Weltbestseller. Der bereits erteilte Demontagebefehl an die britische Militärregierung gelangte nie zur Anwendung.

Der Käfer wird zum weltweiten Synonym des “Made in Germany”

1947 wurden die ersten “Volkswagen” in die Niederlande exportiert. Die spöttisch-liebevolle Bezeichnung “Beetle” (“Käfer”) erhielt das Wolfsburger Markenprodukt erst zu Beginn der 1950er Jahre. Die us-amerikanische Tageszeitung “New York Times” kreierte diesen Begriff allerdings schon 1938, anlässlich eines Artikels über den KdF-Wagen. In Deutschland wurde die Bezeichnung “Käfer” erst populärer als die ersten Stufenheck-Modelle des VW 1500 (Typ 3) erschienen. Der VW-Konzern übernahm diesen Namen offiziell gegen Ende der 1960er Jahre. Die Käfer-Modelle hatten sich zur jener Zeit schon zu einem weltweit gefürchteten Exportartikel entwickelt. Bereits 1951 wurde der Käfer in 29 Länder exportiert. Im Oktober des gleichen Jahres überschritt die Produktion die 250.000er Marke. 1953, in dem Jahr wo das Brezelfenster dem ovalen weichen musste, stieg die Produktionsmarke auf 500.000 Einheiten und der Export ging in 86 Länder. Mit dem 15.007.034 produzierten Käfer wurde am 17. Februar 1972 der bis dato geltende Produktionsrekord des Ford-T Modells offiziell eingestellt.

Eine Ära geht zu Ende

Aber schon 1967 waren die Vorzeichen für das baldige Ende der luftgekühlten Vierzylinder-Boxermodelle (inklusive des Käfers) vorgezeichnet. Erstmalig musste der VW-Konzern, wegen der zunehmenden Absatzkrise, zur Maßnahme der Kurzarbeit greifen um Schlimmeres zu verhindern. Das moderne Nachfolgemodell, ein Auto mit Frontantrieb und großer Heckklappe, entstand aus dem Entwurf EA 276 – der spätere Golf. Während dieser ab 1974 vom Band rollte, wurde der Veteran des VW-Konzerns schleichend in Rente geschickt. In Wolfsburg lief am 1. Juni 1974 der letzte Käfer vom Band. Der letzte in Deutschland produzierte Käfer passierte am 19. Januar 1978 die Werkstore des Emder VW-Werkes. Insgesamt wurden 16.255.500 Käfer in Deutschland gebaut. 1980 kam ebenfalls das Aus für die bei Karmann in Osnabrück hergestellten Käfer-Cabriolets. Die Produktionsmarke lag hier bei insgesamt 330.281 gebauten Einheiten. Der endgültig letzte Käfer wurde im Juli des Jahres 2003 bei “Volkswagen de México” in Puebla gefertigt.

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